Mein liebes b’emmchen,
ich überlege seit Tagen wie ich diesen Post schreibe und was ich alles schreiben möchte.
Es kommt mir vor als sei es gestern gewesen, als ich vor lauter Aufregung nachts nicht schlafen konnte, weil ich wusste, dass du am nächsten Morgen auf der Welt sein würdest. In meinen Armen. Mein Kind. Unser größtes Glück. Ich werde die Stunden und Minuten vor dem Kaiserschnitt nie vergessen – ich habe gezittert vor Aufregung, musste weinen und war kaum noch zu beruhigen. Ständiges Gedankenkreisen – wird alles gut werden – bist du gesund – gehts dir gut.
Der 05.08.2011 um 10:12 Uhr – der Tag, der unser Leben grundlegend veränderte. Ich hätte die ersten Tage gern mehr genossen, wäre gern noch mehr für dich da gewesen und hätte dir so gern dein Leid abgenommen.

Nach 10 Tagen, am 15.08.2011 durften wir dich endlich mit nach Hause nehmen und das ständige pendeln zwischen Wohnung und Krankenhaus hatte ein Ende. Wir – zu dritt – eine Familie. Dieser Gedanke ist heute noch so unglaublich, dass er mich unheimlich rührt.
Der Alltag, der nie wirklich Alltag ist, konnte beginnen. Soviele Herausforderungen, schlaflose Nächte, unheimlich sensible Momente und eine Liebe, die man nicht in Worte fassen kann.
Nach 2 Monaten Teilpumpstillen mussten wir das leider aufgeben – aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich alles erdenklich mögliche versucht habe, um dich zu stillen. Die Flaschen waren also nun unsere Freunde und ehrlich gesagt, haben wir schon vor der Geburt geübt wie das funktioniert. Sah dann so aus:

Die ersten Monate waren so aufregend – es ist so viel passiert und du hast dich unheimlich entwickelt. Greifen, Köpfchen heben, umdrehen, lächeln, quiecken, brabbeln. Und ich habe gelernt die Welt mit deinen Augen zu sehen – um dich verstehen zu lernen. Das gelingt mir mal mehr und mal weniger, aber ich gebe mir Mühe – ganz bestimmt.
Seitdem du krabbeln kannst, entdeckst du immer mehr unsere Welt – nimmst mehr am Leben teil, willst forschen, untersuchen, dabei sein. Stellst alles auf den Kopf, bringst uns durcheinander, organisierst um. Nichts,w irklich nichts ist mehr wie vorher und das ist schön – wir haben eine neue Aufgabe – dich.

Aber nicht nur uns hast du verändert – auch den Rest der Familie. O+O haben sich gleich in dich verliebt und freuen sich immer unheimlich, wenn du sie besuchen kommst und bei ihnen bleibst. Anfangs hatte ich so meine Bedenken – weiss auch nicht so recht warum – vielleicht weil ich dich abgegeben habe, aber das war alles grundlos. Die Beiden sind die besten Großeltern, die du dir vorstellen kannst. Und auch dein Onkel würde alles für dich geben, damit es dir gut geht.

Du hast uns so viel geschenkt. Dein Lächeln ist bezaubernd; das erste Mama und Papa hat mich zu Tränen gerührt; das herzliche laute Lachen, wenn du dich freust; die ersten Gehversuche, die mich wahnsinnig Stolz gemacht haben und das unendliche Vertrauen welches du in uns hast – jeder Tag mit dir ist ein Geschenk, auch wenn ich manchmal nicht weiter weiß und bei O+O ganz verzweifelt anrufe und Rat suche, weil du weinst und schreist und ich dir nicht helfen kann. Aber diese Tage gehören dazu – sie lassen uns wachsen, stärker werden.

Ein bisschen Statistik für das erste Lebensjahr muss natürlich auch sein:
– volle Windeln: ca. 3000 Stück
– Nächte mit Mama auf der Couch verbracht: ca. 50
– „da“ gesagt: gefühlte eine Million Mal
– „miau“ gesagt: auch gefühlte eine Million Mal
– aus dem Bett gefallen: 1 Mal
– von der Couch gefallen: 4 Mal
– das erste Mal ohne Mama und Papa geschlafen: am 01.11.11
– bei O+O übernachtet: ca. 30 Mal
– O+O+O besucht/ Besuch bekommen: ca. alle 2 Wochen
– bei Schwiegermutter übernachtet: 0 Mal
– Schwiegermutter insgesamt gesehen: ca. 10 Mal
– andere angepullert: ca. 10 Mal
– vor die Dusche gepullert: 3 Mal
– hinter den Fernseher gepullert: 1 Mal
– andere vollgekotzt: zu oft
– frisch renovierte Wand angekotzt: 2 Mal
– Kopf am Tisch/Schrank/Kasten/sonstwo gestoßen: irgendwie auch viel zu oft
– krank gewesen mit Besuch beim Arzt: 2 Mal
– geimpft worden: 3 Mal
– Küchenschrank ausgeräumt: gefühlte 1000 Mal
– auf dem Arm eingeschlafen: ca. 150 Mal
– Zähne: 7 Stück
– bisher mitgefahrene Kilometer: ca. 5500
– Schnuller verbraucht: 14 Stück
– Fieber über 39 Grad: 3 Mal
– Klamotten: bestimmt 10 mal soviel wie Mama und Papa
– Mülleimer durch die Wohnung geschoben: 4 Mal
– Mama zur Verzweiflung gebracht: zu oft
– gelacht: oft und herzlich
– geschrien und geweint: oft und bitterlich
Mein Herz, ich wünsche dir ein aufregendes, tolles, liebevolles neues Lebensjahr. Ich wünsche mir, dass es dir immer gut geht; das du Spaß hast; dass du dich geborgen und wohl fühlst; dass du deine kleine Welt weiter entdeckst, erforschst und lieben lernst.
Ich liebe dich von ganzem Herzen
Deine Mama ♥

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